«Für eine prosperierende und sozial funktionsfähige Gesellschaft ist nicht das durchschnittliche Wohlstandsniveau, sondern die Einkommensverteilung ausschlaggebend, zeigt die Forschung. Eine weit auseinandergehende Schere zwischen arm und reich benachteiligt nicht nur einkommensschwache Bevölkerungsschichten, sondern schadet der ganzen Gesellschaft. Und umgekehrt: Durch die Verringerung der Ungleichheit lassen sich Lebensqualität und das Wohlbefi nden aller verbessern. In der Schweiz aber haben sowohl die Einkommensungleichheit als auch Vermögensunterschiede zugenommen.»
Regula Heggli, Autorin des «Berichts über die soziale und wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz 2010/2011»
Sozialpolitische Trends
I. Teil: Die Schweiz hat sich nach der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008 erstaunlich schnell erholt. Doch offensichtlich vermag sie nicht, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Armut nachhaltig vorbeugen und im Sinne sozialer Chancengerechtigkeit wirken, stellt Regula Heggli fest, Leiterin Fachstelle Sozialpolitik der Caritas Schweiz in ihrem Bericht über die soziale und wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz. Denn die Einkommens- und Vermögensungleichheit hat in der Schweiz deutlich zugenommen. «Die Zahl derjenigen Personen, die im Jahr mehr als eine Million Franken verdienen, hat sich in der Schweiz innerhalb von zehn Jahren verfünffacht.»
Die tieferen Einkommen haben in derselben Zeit jedoch stagniert. Diese stossende Ungleichheit trifft berdurchschnittlich häufig Familien, besonders Einelternfamilien sowie Familien, die mehr als zwei Kinder haben.
II. und III. Teil: Der Schwerpunktteil «Arme Kinder» nimmt die Rahmenbedingungen für Kinder und Familien in der Schweiz genau unter die Lupe. Denn in den meisten OECD-Ländern steigt der Anteil armutsbetroffener Haushalte mit Kindern. Die Beiträge in diesem Teil setzen sich denn auch mit dem Ausmass und mit den verschiedenen Erscheinungsformen der Kinderarmut in der Schweiz auseinander. Zudem stellen sie verschiedene Ansätze vor, um der Kinderarmut wirkungsvoll vorzubeugen. Reportagen aus dem Alltag armutsbetroffener Familien vervollständigen diesen Band.