«Das Phänomen der Entsolidarisierung zeigt sich unter anderem daran, dass ein Abbau der sozialstaatlichen
Leistungen kaum mehr in Frage gestellt wird. Dies ist umso weniger verständlich, als die Schweiz im internationalen Vergleich finanziell prächtig dasteht. Gleichzeitig sind sowohl Ausländerinnen und Ausländer als auch Arbeitslose und Sozialhilfebeziehende dem Generalverdacht des Schmarotzertums ausgesetzt. Das geschmälerte Sicherheitsempfinden in einem breiten Teil der Bevölkerung führt zu Ab- und Ausgrenzungen, die zunehmend Augenmass und Vernunft vermissen lassen.»
Bettina Zeugin, Autorin des «Berichts über die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in der Schweiz 2009/2010»
I. Teil: Die Wirtschaft der Schweiz habe sich vom Einbruch der Jahre 2008 und 2009 weitgehend erholt, konstatiert Bettinas Zeugin zu Beginn ihres Berichts über die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in der Schweiz 2009/2010. Gleichzeitig zeigt sie in ihrer Analyse auf, dass die Wirtschaftskrise am stärksten die weniger Gutverdienenden getroffen hat: Denn der Konjunktureinbruch hat die Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse stark beschleunigt. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen hat sich geradezu verdoppelt. Das heisst nichts anderes, als dass in der Schweiz die Reichen reicher wurden, während die Armen arm blieben – mit merkbaren Folgen für den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft.
II. Teil: Der Schwerpunktteil «Das vierte Lebensalter» stellt die wachsende Gruppe der hochbetagten Menschen in der Schweiz ins Zentrum. Denn mit der steigenden Lebenserwartung – einer an und für sich erfreulichen Entwicklung – verändert sich merklich das gesellschaftliche Gefüge. Damit stellen sich neue Herausforderungen für alle: für den Staat und sein System der sozialen Sicherheit, für die einzelnen Kantone und Gemeinden, für Familien, für Pflegende, für die Gesellschaft, die nach neuen Strukturen und Lösungen suchen muss, um ihren Ältesten einen Platz in ihrer Mitte zu schaffen und ihnen einen würdigen Lebensabend zu ermöglichen.